Humboldt-Universität zu Berlin - Gesamtpersonalrat

INFO-Blatt Nr. 13-2007

GESAMTPERSONALRAT

der Humboldt-Universität zu Berlin

 

INFO

13

27. September 2007

 

Inhalt:

Ø    Mensen an der HU – is(s)t alles exzellent?

 

 

Mensen an der HU – is(s)t alles exzellent?

 

Hintergrund

In den letzten Monaten ist die Essenversorgung der Studierenden und MitarbeiterInnen durch Einschränkungen im Hauptgebäude erneut als Problem ins aktuelle Bewusstsein gerückt. Den Gesamtpersonalrat erreichten sowohl zu momentanen Ärgernissen als auch zu „Dauerbrennern“ wie der Essenversorgung in Adlershof Anfragen, Unmutsäußerungen und Beschwerden von HU-Angehörigen. Für den Gesamtpersonalrat Anlass, sich mit der Situation der Essenversorgung in verschiedenen Bereichen der HU zu befassen. Um Missverständnisse von vornherein auszuschließen: Dieser Beitrag ist in keiner Weise als Kritik an den fleißigen und freundlichen MitarbeiterInnen des für die Essenversorgung zuständigen Studentenwerks Berlin zu verstehen. Im Gegenteil stellen wir ausdrücklich klar: Ohne den unermüdlichen Einsatz der vielfach unter schwierigen Bedingungen tätigen KollegInnen wäre die Versorgung bereits auf jetzigem Niveau kaum möglich.

 

Zur besseren Einordnung der Problematik vorab noch folgende Anmerkung: Das Studentenwerk Berlin ist im Auftrag des Landes Berlin für die soziale, gesundheitliche, wirtschaftliche und kulturelle Betreuung der Studierenden in Berlin zuständig. Die Leistungen des Studentenwerks umfassen also nicht nur die Essenversorgung der Studierenden und MitarbeiterInnen der HU, sondern auch Beratung und Betreuung der Studierenden in BAföG-Angelegenheiten sowie zu den Schwerpunkten Wohnen, Jobs, soziale Probleme u. a. m.Zu all dem verfügen die Universitäten und Hochschulen über erhebliche Einflussmöglichkeiten: Mitglieder des Verwaltungsrats des Studentenwerks Berlin sind auch drei von den jeweiligen Hochschulleitungen benannte sowie sieben von den Studentenparlamenten der Hochschulen gewählte VertreterInnen.

 

Mensa-Bauvorhaben

Derzeit gibt es mehrere Projekte zur Umgestaltung, Modernisierung und zum Neubau von Versorgungseinrichtungen, die sich teils in der Umsetzung, teils in der Planung befinden, teils aber auch gestrichen wurden. Schwerpunkte sind (bzw. waren)

  1. kurzfristig: Umbau der Säulenmensa im Hauptgebäude
  2. mittelfristig: Neubau der „Mensa Nord“ (Hannoversche Straße)
  3. langfristig: a) Mensaneubau am Campus Adlershof

b) Umbau der „Mensa Süd“ im Hauptgebäude

Wir beziehen uns in dem vorliegenden Beitrag im Wesentlichen auf diese Schwerpunkte.

Der für 2006 geplante Neubau der dringend benötigten Mensa für den Campus Adlershof wurde vom Berliner Senat 2003 im Zuge der Haushaltskürzungen kurzfristig „gekippt“ und aus der Planung genommen. Er ist laut Ex-Vizepräsident Prömel wohl „frühestens im Jahr 2010 möglich“ (unAufgefordert, Januar 2006, Seite 30) und derzeit nicht terminierbar“ (Rechenschaftsbericht des Präsidiums für 2006).

 

Probleme und Perspektiven in den Versorgungsbereichen

Vorangestellt sei eine Forderung der HU-Studierenden, die bei der Studierbarkeitsumfrage vom Sommersemester 2006 formuliert wurde. Dort heißt es in Abschnitt 10 des Ergebnis-Reports (Seite 226; vgl. auch http://www.studierbarkeit.de):

„Studentenwerk und Humboldt-Universität sind aufgerufen, eine Mensa in Adlershof zu errichten und das Angebot in Mitte mindestens zu erhalten.“

Die Botschaft ist deutlich und sollte von den Verantwortlichen ernst genommen werden. Die Umfrage zeigt, dass für ca. 70 % der Studierenden eine ordentliche und preiswerte Essenversorgung in Standortnähe sehr wichtig oder wichtig ist (Seite 183 f.). Die dem Gesamtpersonalrat zugegangenen Anfragen und Beschwerden zeigen, dass ganz Ähnliches auch für die HU-MitarbeiterInnen gilt.

Wie aber stimmt das Bild vor Ort mit den Erfordernissen überein?

· Campus Adlershof

Stand: Die lange geplante und von vielen bei der Entscheidung für ihren Studien- oder Arbeitsplatz in Adlershof auch eingeplante Mensa wird es – wenn überhaupt – nicht vor 2010 geben. Was also tun, wenn der Hunger kommt? Ist es möglicherweise ein Trost für die dem Mensastopp ausgesetzten Studierenden und MitarbeiterInnen in Adlershof, dass ein gewisser Jesus von Nazareth 40 Tage ohne Essen in der Wüste überlebt haben soll? (Matthäus 4, 2 in: Die Heilige Schrift). Jedenfalls zählte Präsident Markschies den Bau einer Mensa auf dem Campus Adlershof im Vorfeld seiner Wahl zu den wichtigsten Projekten (s. Vorstellung vor dem Konzil am 25.10.2005 [ http://www.hu-berlin.de/ueberblick/leitung/praesiden/rede/vorstellung_konzil_html]; vgl. auch unAufgefordert, Januar 2006, Seite 30).

Behelf: Einen Lichtblick am tristen Adlershofer Versorgungshimmel gibt es immerhin – als provisorische Mensa dient eine inzwischen mehrfach ausgebaute Cafeteria mit dem symbolträchtigen Namen "Oase" im Johann von Neumann-Haus, Sitz der Institute für Informatik und Mathematik.

Bei ca. 7000 Studierenden und Beschäftigten auf dem Campus kann es in der „Oase“ zur Mittagszeit recht eng werden, auch nach der zweiten Erweiterung. Längeres Warten ist oft nicht zu vermeiden. Mit täglich 1200 bis 1500 Essenportionen während der Vorlesungszeiten ist das Studentenwerk an die Grenze des Möglichen gelangt; der Bedarf ist mehr als doppelt so hoch. Zudem wird die "Oase" von anderen Studentenwerksküchen mit Essen beliefert, das warm gehalten werden muss – wohl kaum eine vollwertige Essenversorgung.Als Außenstandort hat die provisorische Mensa ohnehin keine Priorität bei Lieferungen und Reparaturen. Die Kaffeemaschine bleibt schon mal drei Tage kalt. Dafür ist das freundliche Personal des Studentenwerks sehr um eine Linderung der Misere bemüht und tut, was in seinen Kräften steht. Dennoch wundert es natürlich nicht, dass sich manche Studierende und MitarbeiterInnen veranlasst sehen, nach anderen (privaten) Anbietern in der Umgebung Ausschau zu halten.

Perspektive: wenig erfreulich …

Unter dem Strich: Grundlegende Verbesserungen und ein Ende des Härtetests sind kurz- oder mittelfristig nicht in Sicht. Wie sollen – angesichts der unzulänglichen „Oase“ – die Studierenden und MitarbeiterInnen in kurzer Pausenzeit auf dem weitläufigen Gelände des Campus Adlershof eine Lokalität finden, die eine Versorgung bei angemessenen Preisen bietet? Die „Oase“ bietet zwanzigminütiges Anstehen und warm gehaltenes Essen mit Ellenbogenkontakt; die anderen Versorgungseinheiten erfordern entweder einen 10-minütigen Fußweg und/oder einen bis mehr als doppelt so hohen Preis. Welche Abhilfemaßnahmen will die Universitätsleitung mittelfristig ergreifen?

Öffnungszeiten der „Oase“: 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr (Mo – Do) bzw. 8:00 – 16:00 Uhr (Fr).

· Campus Mitte

a) „Säulenmensa“ im Hauptgebäude

Stand : Umbauarbeiten bei mehrmonatiger Schließung. Neueröffnung voraussichtlich am 15.10.2007.

Behelf: Ein deutlich eingeschränktes „Ersatzfrühstücksangebot“ von 8 bis 11 Uhr in der Hauptmensa.

Perspektive (nach vorliegenden Informationen): In der umgebauten „neuen“ Säulenmensa wird es das bisherige reichhaltige und umfangreiche Imbissangebot nicht mehr geben. Mit der Wiedereröffnung wird das Angebot demzufolge nicht verbessert werden, zumal nur noch ein kleiner Tresen zur Ausgabe von Kaffee und Kuchen vorhanden sein soll.

Auch die Öffnungszeiten „verbessern“ sich, nämlich von bisher 8:00 bis 18:30 Uhr (Mo – Do in der Vorlesungszeit) bzw. 8:00 bis 15:30 Uhr (Fr) auf künftig 11:00 bis 18:00 Uhr (Mo – Fr). Will das Studentenwerk vielleicht eine Schicht einsparen, ohne dass die Goldene Gans Säulenmensa geschlachtet wird?

Unter dem Strich: Verschlechterung des Versorgungsumfanges sowie der Öffnungszeiten – selbst wenn neuere Buschfunkmeldungen zutreffen sollten, dass das „Ersatzfrühstücksangebot“ in der Hauptmensa auch nach Wiedereröffnung der Säulenmensa ab 15. Oktober „vorerst“ beibehalten wird.

Anzumerken ist aber auch noch Folgendes: Gerade die Säulenmensa war stets nicht nur ein Ort der Pausenversorgung, sondern für viele auch ein Ort der Kommunikation, der Vorbereitung auf Lehrveranstaltungen oder der Stärkung für die weiteren Arbeitsstunden im Büro, ein Ort zum kommunikativen Entspannen und Ausruhen, selbstverständlich auch ideal geeignet, um Wartezeiten zu überbrücken.

Warum also ausgerechnet hier künftig Verschlechterungen im Versorgungsumfang und bei den Öffnungszeiten?

Buschfunkinformationen besagen, dass Räume, die zur Vorbereitung der Speisen dem Küchenpersonal dienten, künftig für andere Zwecke benötigt werden (wichtigere?) und daher nach dem Umbau nicht mehr der Imbissversorgung zur Verfügung stehen können …

Viele Studierende und MitarbeiterInnen fragen sich, wer Entscheidungen trifft, billigt oder vorbereiten lässt, die zu derartigen Verschlechterungen für die Studierenden und MitarbeiterInnen führen. In welcher Weise nimmt die Universitätsleitung Einfluss?

b) Hauptmensa („Mensa Süd“ im Hauptgebäude)

Stand: nach wie vor chronische Überfüllung und langes Warten zur Mittagszeit, anheimelnd durchdringender Essengeruch im gesamten Erdgeschoss, wie seit Jahrzehnten … – beides führt in den Sommermonaten zur Flucht in den schattigen Innenhof.

mittelfristige Planung: Für die Mensa existieren Umbaupläne. Um funktionale Missstände in der über- alterten Einrichtung zu beseitigen und gleichzeitig die veraltete Küchentechnik zukünftigen Anforderungen anzupassen, führte die HU einen Realisierungswettbewerb durch. Die Sanierung soll bis 2010 (Jahr des Universitätsjubiläums!) beendet sein, angeblich bei laufendem Betrieb erfolgen und sowohl das Erdgeschoss wie auch das Untergeschoss mit einbeziehen. Nach uns vorliegender Information schließt das ein, dass der gesamte Küchentrakt in den Kellerbereich verlegt werden soll. Das lässt natürlich keine Schlüsse auf die Qualität des Angebots zu, gibt aber bezüglich der künftigen Arbeitsbedingungen für das Küchenpersonal zu denken. Pläne für einen Ausweichbau in der Zeit des Umbaus sind bis jetzt nicht bekannt.

Perspektive: ungewiss …

Der verkündete Anspruch „Studenten essen bald wie im Berliner Café“ stimmt angesichts der nach großen Versprechungen über viele Jahre dennoch ungelöst bleibenden Mensa-Probleme an anderen HU-Standorten eher misstrauisch.

Ob die der Verbesserung der Essenversorgung dienenden Um- und Ausbauten auch mit einer wirklichen qualitativen und quantitativen Verbesserung des Angebots zu niedrigen Preisen einhergehen, bleibt abzuwarten.

Öffnungszeiten der Hauptmensa:11:15 bis 14:30 Uhr (Mo Fr)

c) Mensa Hannoversche Straße (“Mensa Nord”-Neubau bzw. “Zentralmensa Nord”)

Stand: Die Baumaßnahmen für den Mensaneubau laufen auf vollen Touren, dessen Fertigstellung für April 2008 vorgesehen ist.

Planung: 900 Plätze sollen für die Mahlzeiten zur Verfügung stehen.

Perspektive: Ob der Neubau mit einer Essenkapazität von ca. 3500 Essen seinen Gästen das seit Jahrzehnten anerkannt hohe Versorgungsniveau der beliebten, noch bis April 2008 in Betrieb befindlichen „Mensa Nord“ in der Reinhardtstraße (Essenkapazität: ca. 2500 Essen) mit ihrem breiten und preiswerten Angebot bieten kann, muss abgewartet werden. Positiv zu vermerken ist, dass der Übergang der bisherigen Essenversorgung in der Reinhardtstraße zur neuen Versorgung im Neubau gut abgestimmt verläuft. Für den Neubau zu fordern sind aber auf jeden Fall deutlich längere, besucherfreundlichere Öffnungszeiten als die jetzigen in der Reinhardtstraße.

Öffnungszeiten der Nord-Mensa in der Reinhardtstraße: 9:00 Uhr bis 15:00 Uhr (Mo – Fr), Mittagessen von 11:15 Uhr bis 14:30 Uhr.

d) Mensa Spandauer Straße (WiWi-Mensa)

Stand: Umbauarbeiten abgeschlossen. Im Zuge des Umbaus wurde die Kantine in den Kellerbereich verlagert. Damit gibt es zwar viel Platz für die Gäste, aber die Arbeitsbedingungen für die Herstellung von Speisen haben sich trotz „neuer Technik“ sicher nicht verbessert.

Perspektive: Bei dem Jetzt-Stand wird es wohl auf lange Zeit bleiben.

Öffnungszeiten der Mensa Spandauer Straße:8:00 bis 14:30 Uhr vom 10.09. bis 29.09.07, danach von 8:30 bis 15:00 Uhr (Mo – Fr)

 

Fazit – Forderungen des Gesamtpersonalrats

Angesichts der beschriebenen, teils schon lange vorhandenen Defizite bei der Essenversorgung stellt sich die Frage, wie die Universität innerhalb welcher Frist ihrer Fürsorgeaufgabe an den problematischen Standorten besser nachzukommen gedenkt, welche kurz- oder zumindest mittelfristig greifenden Regelungen sie zu treffen beabsichtigt.

Für die jeweils Betroffenen stellt sich aber auch die Frage, wie es möglich ist, dass besonders ärgerliche Zustände z. T. über viele Jahre hinweg ignoriert bzw. toleriert werden.

 

Gerade mit Blick auf die jüngste Bautätigkeit und ihre Folgen stellen wir klar: Die Errichtung, Verwaltung und Auflösung von Sozialeinrichtungen – damit also auch das Thema Mensen bis hin zu Essenpreisen und Öffnungszeiten – unterliegt personalvertretungsrechtlich der Mitbestimmung durch den Gesamtpersonalrat. Seitens der Universitätsleitung wird dem nicht Rechnung getragen.

 

Der Gesamtpersonalrat ist der Auffassung, dass sich die Universitätsleitung zu all dem konstruktiv äußern sollte. Die Studierenden und Beschäftigten (einschließlich der zuständigen Personalvertretung) haben einen Anspruch, umfassend zu Planungen und Vorhaben sowohl zur mittel- und langfristigen Verbesserung der Versorgung sowie – selbstverständlich – über Maßnahmen zur kurzfristigen Beseitigung besonders drängender Ärgernisse informiert zu werden. Der Gesamtpersonalrat, der vor der Umsetzung von Maßnahmen beteiligt werden muss, ist als Interessenvertretung aller HU-Beschäftigten im Rahmen seiner gesetzlichen Zuständigkeit und Mitbestimmungsrechte entsprechend an den Präsidenten herangetreten.

 

Die Universitätsleitung wird aufgefordert,

·       die Versorgungskapazitäten sowie besucher- und familienfreundliche Öffnungszeiten zu erhalten bzw. zu schaffen u n d

·       sich der Frage des notwendigen Mensaneubaus in Adlershof erneut zu stellen.

 

Keinesfalls sollte dabei aus dem Blickfeld geraten, dass eine Mensa immer auch ein Ort der Kommunikation und disziplinärer wie interdisziplinärer Begegnungen isteine potentielle Geburtsstätte von kreativen Ideen und Problemlösungen. Präsident Markschies sieht das offenbar ähnlich, heißt es doch im Tagesspiegel vom 20.08.07 auf Seite 25: „Zwanglose Gelegenheiten, andere bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein zu treffen, fehlen in nahezu allen deutschen Universitäten.Nach jedem Kongress, besonders aber nach einem in Oxford, bin ich noch ein Stückchen mehr überzeugt davon, dass sich viele Probleme … leichter beheben ließen, wenn wir mehr Gelegenheit für solche Treffen hätten.“

Gerade in einer Universität, die sich im Rahmen ihrer Exzellenzvorhaben und inzwischen durch Beschluss des Akademischen Senats (AS 122/2007 vom 17.07.07) um das Audit „Familiengerechte Universität“ bewerben will, darf ebenso wenig aus dem Blickfeld geraten, dass Mensen auch weiterhin familienfreundliche Orte sein sollten, an denen sich Studierende / MitarbeiterInnen mit Kindern gern und gut aufhalten und wohl fühlen können.

 

Iß was gar ist, trink was klar ist, red’ was wahr ist

 

Martin Luther

 

 

Herausgeber:

Gesamtpersonalrat der Humboldt-Universität zu Berlin Sitz: Monbijoustraße 3,

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